Übersetzungsseite: Frau Professor Gertrud

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Der Fall 40:

Der nachfolgende „Fall 40″ aus der Kieler Univ.-Frauenklinik ist ein historischer Fall. Für die Interessierten unter Euch mag interessant sein, daß die Untersuchungen in Kiel ja von Januar 82 an liefen, also nur 3 Monate nach Entdeckung der Eisernen Regel des Krebs, der Fall 40 am 2.3.82. Sicher, ich wußte damals noch sehr vieles nicht. Trotzdem war die diagnostische Präzision schon erstaunlich – und die Reaktion des Prof. Semm typisch. Im Nachhinein: nomen erat omen.

Letzter Fall (= Testfall) in der Univ.-Frauenklinik Kiel 02.03.82
Anwesend: Dr. Flamer

1. Name: Prof. Gertrud S., geb. 3.2.1899

2. Diagnose: Collum-Ca III (weit fortgeschritten)

3. Histologie: Plattenepithel-Ca, Stad. III

4. Entdeckt: Ende November 81 Blutungen (spürbarer Manifestationszeitpunkt), Anfang Dezember in der Klinik diagnostiziert.

 

  1. ) Zeitraum bis zur Entdeckung:

20 bis 22 Monate (von Jan./Feb. 80 bis Nov. 81)

Davon aktive Konfliktverdichtung: die ganze Zeit von Jan./Feb. 80 bis heute.

Vorauf ging: Bis dahin der schwerste Schicksalsschlag für die Pat.: Tod des „Ehemanns“ im November 71 nach 49 „Ehejahren“, Trauer von Ende 1971 bis Anfang 1973 (etwa 15 Monate lang ), kein Konfliktereignis! Keinerlei (sexuelle) Konfliktsymptomatik!

  1. ) Konfliktverdichtung (in Stichworten):

Die Pat. hat nur ein einziges wirkliches Leid gehabt in ihrem Leben, das war die Trauer um den Tod des Mannes, den sie als ihren Ehemann und Geliebten bezeichnet, mit dem sie aber nie verheiratet war: ein Professor für Volks- und Weltwirtschaft, wie sie selbst. Bei ihm hat sie als junge Studentin promoviert, sich habilitiert und als Dozentin 15 Jahre mit ihm gearbeitet. Es war eine sehr heiße, nur hinsichtlich des Allerletzten platonische Liebe, die ansonsten jedoch hochsexuell war.

Der erste Schicksalsschlag war der Tod dieses Professors im Nov. 71. Es war der bis dahin schlimmste Schlag in ihrem Leben. Im März 73 hatte sie sich, meint sie mit dem Tod ihres „Ehemannes“ einigermaßen abgefunden. Untersucht wurde die Pat. damals nicht. Es kann aber damals kein Collum-Ca Vorgelegen haben, denn es bestand keinerlei sexuelle Konfliktsymptomatik. Ihr „Ehemann“ war damals 78 Jahre alt. Auch scheint es sich mehr um einen von der Patientin so empfundenen Schicksalsschlag gehandelt zu haben, denn sie hatte sich ja nicht das Geringste vorzuwerfen. Allerdings scheint es der schwerste Schicksalsschlag bis damals für die Pat. gewesen zu sein. Aber ein Konfliktereignis scheint damals nicht stattgefunden zu haben.

Im Januar 80 fand das schlimmste Konfliktereignis statt, das die Patientin je erlitten hat: „Der Professor Mettke, ihr „Ehemann“, der ohne Kinder, „unverheiratet“ gestorben war, hatte die Patientin, seine „Ehefrau“ zur Testamentsvollstreckerin bestimmt. Seine umfangreiche Bildersammlung hatte er dem Museum Husum vermacht. Und obgleich er schon fast 10 Jahre gestorben war, war die Angelegenheit nur erst zum Teil abgewickelt. Seine Briefschaften sollten – zwecks Würdigung und zum Verständnis seiner Persönlichkeit – ebenfalls dem Museum Husum zur Verfügung gestellt werden. Im Dezember 79 wurden alle Briefschaften des Professors der Patientin übersandt, damit sie auswählen solle, welche Briefe für das Museum Husum geeignet seien und welche nicht. Dabei waren auch ihre eigenen sämtlichen Liebesbriefe von vor fast 60 Jahren, die die heimlich verheiratet gewesene Wittwe nun wieder an alles erinnern mußten, an die schönste Zeit ihres Lebens.

Sie weiß noch genau, daß sie die Briefe, die in dicken Bündeln angeliefert worden seien, noch ein paar Tage bis ins neue Jahr 1980 liegengelassen habe, weil sie sich nicht getraut habe. Dann habe sie diese Briefbündel geöffnet und: „Herr Doktor, es war das Schlimmste, was ich je erlebt habe in meinem Leben, noch weitaus schlimmer als der Tod meines Mannes. Ich habe nicht Wochen, nein, viele Monate von morgens bis abends nur geheult, immer und immer nur fassungslos geheult. An dem Morgen, als ich den ersten – meinen eigenen Liebesbrief – von 1922 durchlas, war ich wie vom Blitz gerührt. All die Dinge, an die ich ihn in meinem Brief erinnerte, waren wieder vor meinem inneren Auge lebendig. Denn bis auf das „Allerletzte“, was damals für offiziell Unverheiratete nicht erlaubt war, haben wir natürlich uns gegenseitig alles gegeben, was man sich als Liebende und heimlich dann Verheiratete überhaupt nur geben kann. All das erlebte ich wieder ganz deutlich – und gleichzeitig traf es mich wie ein Keulenschlag, daß mein Geliebter ja tot war! Furchtbar! Grauenhaft! Und ich konnte doch nicht davon los, es hatte mich gefangen und ließ mich nicht mehr los.“

  1. Psyche:

Differenzierte, introvertierte, sehr intelligente Persönlichkeit, etwas altersverlangsamt. Einer der seltenen Menschen, die – obwohl typische Wissenschaftlerin und sogar Perfektionistin – ein reiches, aber ganz und gar verinnerlichtes Gemütsleben haben, an dem nur einer (ihr Ehemann) oder gar kein Mensch (nach seinem Tod) Anteil nehmen kann.

  1. Sozialanamnese:

Unverheiratete emeritierte Professorin für Volkswirtschaft, keine Kinder, lebt zurückgezogen, hat Neffen und Nichten, aber zu ihnen nur eine sehr lose Verbindung. Sie gilt als freundlicher Kauz.

  1. Krankheiten:

1953 Abrasio (Ausschabung) wegen Myom 1974 Zahnvereiterung

1977 Gürtelrose, schmerzhaft und langwierig, sonst nie ernstlich krank gewesen.

  1. Konfliktverdichtung (ausführlich):

Vorbemerkung:

Dieser Fall hatte eine besondere Dynamik, den Charakter eines „Testfalls“, mit dessen Hilfe der Vertreter der Schulmedizin, Prof. Semm in Kiel, das ganze Hamer’sche System glaubte, ad absurdum führen zu können. Anschließend sollte Hamer, wie ich später erfuhr, mit Schimpf und Schande als erwiesener unsinniger Ketzer gegen die Schulmedizin aus der Klinik „gefeuert“ werden.

Herr Prof. Semm in Kiel hatte von einem an mich gerichteten Brief von Herrn Prof. Holzmann, Med. Mitarbeiter des Thieme-Verlages, gelesen, man wolle meinen eingereichten Artikel über „Die EISERNE REGEL des KREBS“ nicht veröffentlichen, sondern erst mal hören, was Herr Prof. Sem dazu zu sagen habe, d.h. ob der Hamer recht habe. „Um Gottes willen“, sagte er mir später, „ich werde mir doch nicht alle Schulmediziner zu Feinden machen und etwa Ihnen attestieren, Sie hätten recht! Wenn ich von Anfang an gewußt hätte, daß es sich um eine Habilitation handelt und welche Schwierigkeiten da auf mich zukommen können, nie hätten sie auch nur einen einzigen Fall in der hiesigen Klinik untersuchen dürfen!“

Am nächsten Morgen nach erlangter Kenntnis des „Dr. Holzmann-Briefes“ machte Herr Prof. Semm Visite in seinen „Privat-Zimmern“. Da war eine 83jährige emeritierte Professorin für Volkswirtschaft, erkrankt an einem Gebärmutterhals-Carcinom III (Stadium 3), nicht verheiratet gewesen, Jungfrau (virgo intacta), allein lebend. Er fragte sie bei der Visite, ob sie in den letzten zwei Jahren mit irgendwem Konflikte gehabt habe, zumal sexuelle, oder ob sie mit irgendeinem Freund oder Bekannten Kontakt habe. Die alte Dame verneinte wahrheitsgemäß und meinte, sie lebe doch ganz allein und habe mit niemandem Streit oder Konflikte, habe auch keinen Freund oder Bekannten, die seien alle schon vor über zehn Jahren gestorben, die sie gekannt habe.

Prof. Semm sagte daraufhin draußen vor der Tür zu seinem Assistenten Dr. Grillo: „Dann soll jetzt der Hamer die alte Dame untersuchen, bzw. befragen. Der wird ja dann wohl auch keinen Konflikt finden können. Dann sagen wir ihm, das sei ja alles Unsinn und Quatsch, was er da mache und schmeißen ihn aus der Klinik raus. Dann sind wir den, Gott sei Dank, endlich auf sehr elegante Art und Weise losgeworden. Sie warten auf ihn im Stationszimmer und sagen ihm anschließend, er solle sofort zu mir kommen, ich hätte ihm was zu sagen!“

Als ich eine Stunde später auf die Station kam, sagte mir Herr Kollege Grillo – zu feundlich – : „Ach, Herr Hamer, heute dürfen sie mal eine Privatpatientin untersuchen, der Chef hat es ausdrücklich erlaubt, sogar gewünscht, wollen Sie?”

Hamer: „Oh, sehr gerne, Privatpatientinnen haben doch auch eine Seele wie Kassenpatientinnen und im Prinzip die gleiche Art von Konfliktereignissen und Konflikten, was soll da anders sein? Was hat denn die Dame?“

Grillo: „Collum-Ca III, aber das Krankenblatt dürfen Sie nicht einsehen, das hat der Chef untersagt.“

Hamer: „Das ist auch nicht nötig, die histologische Diagnose scheint ja dann unzweifelhaft zu sein, wenn es sogar schon weiter fortgeschritten ist.“

Grillo: „Das ist sie unzweifelhaft. Aber nun wollen wir doch schon gleich vorher genau festlegen, was sie für diesen Fall nach der „EISERNEN REGEL des KREBS“ exakt postulieren.“

Hamer: „Einverstanden, das ist korrekt.“

Grillo: „Also, wann muß die Dame, wie Sie sagen, den schlimmsten Konflikt ihres Lebens gehabt haben?“

Hamer: „Wann hat sie die ersten Symptome bemerkt?“

Grillo: „Ende November 81.“

Hamer: „Und bemerkt hat sie es erst im Stadium III?“

Grillo: Ja.“

Hamer: „Wenn die Patientin jung ist – es wäre etwas ungewöhnlich – müßte der Konflikt im Mai oder Juni 80 zu suchen sein, je nachdem, wie weit fortgeschritten der Prozeß ist. Wenn die Patientin aber älter oder gar alt ist, muß man den Zeitpunkt des Konfliktereignisses auf Anfang des Jahres 80 datieren, denn bei einem alten Menschen laufen solche Prozesse etwas langsamer.“

Grillo: „Gut, sagen wir also Anfang 1980, Januar oder Februar. Als Collum-Carcinom muß sie doch ein sexuelles Konfliktereignis gehabt haben, nicht wahr?“

Hamer: „Exakt richtig!“

Grillo: „Gut, das notiere ich ganz genau. Wie lange muß der Konflikt angedauert haben?“

Hamer: „Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die gesamte Zeit über bis zur Entdeckung der Krankheit Ende November 81. Für die Zeit danach kann ich keine weitere Aussage machen.“

Grillo: „Ja das ist in Ordnung, ich habe das alles ganz genau notiert.

Herr Hamer, nun wünschen mein Kollege und ich Ihnen viel Glück bei Ihrer Untersuchung, die Dame ist nämlich eine 83jährige, schon reichlich cerebralsklerotische, emeritierte Professorin, ledig, allein lebend, hat keinen Freund oder Bekannten, virgo intacta, – und hat auch keinen Konflikt gehabt in den letzten 2 Jahren, wir haben uns schon dessen versichert.“

Hamer: „Ich habe von Anfang an gemerkt, daß Sie mich hereinlegen wollen. Aber ich lache Sie aus, die Gesetzmäßigkeit, die dem System innewohnt, lacht Sie aus, die können Sie nicht hereinlegen. Im Gegenteil, ich lade Sie sogar höflich ein, mit mir zu der alten Dame zu gehen, damit Sie nicht später an Hexerei glauben müssen.“

Grillo: „Nein, das ist nicht nötig, wir können ja die alte Dame notfalls noch jederzeit nachher befragen, wenn uns irgendwas unklar ist. Wir möchten lieber hier auf sie warten, wir haben Ihnen nämlich anschließend etwas vom Chef auszurichten.“

Hamer: „Nun, ich weiß schon, was. Aber da lache ich auch drüber. Denn ihr Chef scheint genauso wenig davon begriffen zu haben wie Sie selbst, daß das nämlich keine Marotte vom Hamer ist, die man sich beliebig manipulieren kann, sondern eine „eiserne Gesetzmäßigkeit“, die der Hamer genauso wenig beeinflussen kann wie Sie! Aber die histologische Diagnose stimmt wirklich?“

Grillo: „Ja, Ehrenwort.“

Hamer: „Gut, dann wollen wir aber gleich noch etwas vorher schriftlich festlegen, nämlich:

1. Daß eine 83jährige Patientin vor etwa 20 bis 22 Monaten den schlimmsten Konflikt hätte haben sollen, den sie je im Leben hatte, die Wahrscheinlichkeit können wir wohl mit etwa 1: 1000 annehmen?“

Grillo: „Einverstanden, ist sehr unwahrscheinlich, ist notiert.“

Hamer: „2. Daß eine 83jährige Patientin – virgo intacta – in dem Alter einen sexuellen Konflikt haben sollte, ist wohl auch nur höchstens mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1000 anzunehmen?“

Grillo: „Richtig, eher noch niedriger, quasi gleich Null.“

Hamer: „3. Daß bei einer so alten Frau ein Konflikt so lange andauert, hat höchstens eine Wahrscheinlichkeit von 1:100, eher noch weniger?“

Grillo: „Auch einverstanden, das ist sehr unwahrscheinlich. Alles notiert.“

Hamer: „Es ist Ihnen klar, daß die Wahrscheinlichkeit, daß alle 3 Kriterien von derartiger Unwahrscheinlichkeit nun noch zufällig alle in einem Punkt zusammen treffen sollten, eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 1:10 000 000 ist, Berechnungen darüber hinaus anzustellen, ist Blödsinn. Man würde also unter 10 000 000 Patientinnen dieses Alters maximal „zufällig“ eine einzige finden können, bei der das „zufällig“ zuträfe, ist das richtig?“

Grillo: „Exakt richtig, also praktisch keine.“

Hamer: „Wenn also nun trotzdem – was ja ganz und gar unwahrscheinlich ist, da Sie sich ja schon erkundigt haben danach – wider alles Erwarten die Patientin doch zu dem postulierten Zeitpunkt ein Konfliktereignis sexueller Art gehabt haben sollte, das auch exakt die postulierte Dauer eingehalten hätte, dann würden Sie persönlich mir auch freundlicherweise schriftlich attestieren, daß mein System, bzw. die EISERNE REGEL des KREBS zutrifft mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 000 000: 1, sogar noch wahrscheinlicher, wenn man miteinberechnet, daß Sie sich ja vermeintlich schon vorher vom Gegenteil überzeugt haben.“

Grillo: „Das kann ich guten Gewissens versprechen, da das ja ohnehin nicht eintreffen wird. 10 000 000 mal so wahrscheinlich ist es, daß wir Ihnen anschließend die Mitteilung vom Chef machen werden, die Sie ja schon zu ahnen scheinen.“

Hamer: „Also, warten wir es ab!“

Befragung der Patientin:

Die Befragung der Patientin war für uns beide sehr anstrengend. Aber das nicht etwa, weil die Patientin cerebral-sklerotisch gewesen wäre, wie die Kollegen vermuteten, sondern weil sie sehr introvertiert und verschlossen war, mißtrauisch und ängstlich darauf bedacht, ihr Innenleben, das unter ihrer etwas spröden Schale zu ausgesprochen reichen und differenzierten Empfindungen, Gefühlen und einem ungewöhnlich starken Engagement fähig war, keinem fremden Menschen zu offenbaren!

Ich begriff sofort, daß diese Patientin trotz ihres hohen Alters jede meiner Fragen bis in die letzte Nuance erfaßte und, bei zunehmendem Vertrauen in meine Person, auch exakt und nuanciert beantwortete.

Die Geschichte ist rasch erzählt:

1922 lernte die Patientin als junge Studentin der Volkswirtschaft in Aachen einen jungen Dozenten kennen, bei dem sie promovierte, sich später habilitierte und mit dem sie bis 1939 in Aachen an der Universität arbeitete. 1939 wurde sie nach Kiel berufen. Dort arbeitete sie mit einem anderen Professor zusammen am Institut für Weltwirtschaft. Mit dem Prof, in Kiel verstand sie sich auch gut, er starb 1969 in hohem Alter.

Patientin: „Es war traurig, aber nicht zu ändern, für mich auch nicht so schlimm, denn es lebte ja der Professor M. in Aachen noch.“

Hamer: „Wann starb Professor M. in Aachen?“

Patientin: „1971 mit 78 Jahren, das war sehr schlimm für mich.“

Hamer: „War es der bis dahin schlimmste Schicksalsschlag für Sie?“

Patientin (erregt): „Ja, der schlimmste, es war ganz furchtbar für mich.“

Hamer: „Sie haben ihren Kollegen als junge Studentin kennengelernt, er war Assistent oder junger Dozent, nur wenige Jahre älter als Sie. Nicht wahr, Frau Professor, er war für Sie mehr als nur ein Kollege?“

Patientin (sehr erregt): „Herr Doktor, Sie fragen mich, als ob Sie in meiner Seele lesen könnten wie in einem offenen Buch, dabei habe ich noch niemals einem Menschen ein Sterbenswörtchen darüber erzählt. Ja, es stimmt, er war mein Ehemann!“

Es war ein wunderschönes Geheimnis zwischen uns. Und wir waren uns treu, fast 50 Jahre bis zu seinem Tod. Und damals nach dem 1. Weltkrieg, durfte man noch nicht alles tun und lassen wie heute. Wir haben uns als heimliche Ehegatten alles gegeben, was sich Ehegatten geben können, nur Kinder durften wir nicht haben. Und heiraten konnten wir nicht, arm wie wir waren. Aber wir haben uns unendlich lieb gehabt, auch später über die große Entfernung, haben uns jeden Tag geschrieben, telefoniert und uns häufig besucht. Es war wunderschön zwischen uns, viel schöner als bei den meisten Verheirateten. Sein Tod hat mich von einer glücklichen Frau zu einer einsamen alten Witwe gemacht.“

Hamer: „Ich glaube es Ihnen, Frau Professor, es muß der schlimmste Schicksalsschlag in Ihrem Leben gewesen sein. Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich ein bißchen mit dem Tod ihres Mannes abgefunden hatten, der allerschlimmste Schmerz nachließ?“

Patientin: „Gut ein Jahr, dann hatte ich das Schlimmste überstanden. Seither habe ich mich eingeigelt und zurückgezogen.”

Hamer: „Frau Professor, ich glaube ich kann wirklich in ihrer Seele lesen wie in einem offenen Buch. Es stimmt alles, was Sie mir gesagt haben, aber das Wichtigste haben Sie mir verschwiegen! Ich weiß nicht, ob dieser Professor M., Ihr Ehemann, noch einmal aus seinem Grabe aufgestanden ist, aber vor 1 Vi bis 2 Jahren muß hinsichtlich seiner Person etwas ganz Furchtbares geschehen sein, ein Konfliktereignis, wie Sie es noch niemals so schlimm erlebt haben und über das Sie bis heute noch nicht hinweg gekommen sind!“

Patientin (mit vor Schreck geweiteten Augen, blaß und am ganzen Leibe zitternd, sich kerzengerade im Bett aufrichtend, wie ich noch nie einen Patienten zittern gesehen habe):

Herr Doktor, woher wissen Sie das, um Gottes willen! Noch niemals habe ich mit einem Menschen darüber gesprochen, noch nie hat mich ein Mensch weinen gesehen! Ja, es stimmt! Es stimmt nur zu genau, auf den Monat genau sogar, es war das Schlimmste, was ich je erlebt habe in meinem ganzen Leben, wunderschön und schlimm und grausam. Und Sie haben recht, ich denke auch heute noch an nichts anderes, unentwegt tags und nachts, wenn ich nicht schlafen kann, was sehr häufig der Fall ist.“

Hamer: „Frau Professor, es ist gut, daß wir beide darüber sprechen. Wir werden dazu hoffentlich noch öfter Gelegenheit haben. Wenn man mit einem Menschen, der einen versteht, erst einmal darüber sprechen kann, ist es nur noch halb so schlimm. Sie werden es sehen.“

Und dann erzählte die Patientin. Sie konnte das Konfliktereignis ganz genau auf den Tag, ja auf die Stunde genau, datieren. Ihr Ehemann hatte eine große Bildersammlung – auch viele selbstgemalte Bilder – die er alle dem Museum in Husum vermacht hatte. Da er auch „unverheiratet“ war und keine Kinder hatte, war die Patientin zur Testamentsvollstreckerin von ihm bestimmt worden. Die Bilder waren auch nach seinem Tode schon nach Husum gekommen. Aber zwecks Würdigung seiner Persönlichkeit sollte auch seine wesentliche Korrespondenz, Veröffentlichungen, Manuskripte etc. dem Museum übergeben werden. Ende

Dezember 79 wurden der Patientin große Bündel verschnürter Briefe in die Wohnung geschickt; unter anderem ihre eigenen Liebesbriefe, die ihr Mann alle der Reihenfolge nach fein säuberlich verwahrt gehabt hatte. Die Patientin weiß noch ganz genau, daß sie alle Briefbündel noch einige Tage liegen ließ. Dann aber zog es sie magisch – sie weiß noch genau die Stunde anzugeben – zu ihren eigenen Liebesbriefen von vor 60 Jahren. Und sie sagt:

Herr Doktor, ich weiß noch genau, wie ich das erste Bündel aufschnürte, es waren die allerersten Liebesbriefe von mir an meinen Mann. Ich war wie gelähmt! Es war wunderbar und schauerlich, beglückend und zugleich trostlos, einfach furchtbar! Herr Doktor, ich habe nicht wochenlang, sondern viele Monate lang, Tag und Nacht nur geweint, geweint, geweint! Grausam, grausam! Und doch konnte ich nicht los von den Briefen, sie zogen mich magisch an: Alles erstand wieder vor meinem inneren Auge in den Monaten vom 3. Januar 80 an. Jeder Brief erinnerte mich an all die Zärtlichkeiten, die wir miteinander ausgetauscht hatten, an die schönste und unbeschwerteste Zeit meines Lebens. Ich war so glücklich damals und gab ihm alles, was eine Geliebte ihrem abgöttisch geliebten Mann geben kann. Und alles erlebte ich wieder aufs Neue, ich spürte förmlich alle Zärtlichkeiten wieder, als wenn mein Mann noch leben würde. Und wenn ich dann denken mußte, daß mein Geliebter doch schon tot sei, dann mußte ich weinen, weinen, nur immer weinen…, das hat sich bis heute kaum geändert.“

Ich tröstete die Patientin so gut ich konnte und versprach ihr, jeden Tag zu ihr zu kommen und mit ihr zu reden. Dann schlich ich tief beschämt aus dem Zimmer. Die glühende, sie selbst verzehrende Liebe dieser 83jährigen Patientin hätte jeder Julia zur Ehre gereicht. Ich bewunderte die alte Dame wie eine Heldin und empfand gleichzeitig Mitleid mit diesem einsamen wunderbaren Menschen. Ich überlegte, wie ich es anstellen konnte, die Erlaubnis des Klinikchefs zu bekommen, dieser alten Dame helfen zu können.

Draußen erwarteten mich – hämisch grinsend – die Kollegen.

Grillo: „Na, hat ja lange gedauert, haben wohl vergeblich alle Seelenecken ausgequetscht?“

Hamer: „Mir ist weiß Gott nicht zum Spaßen zu Mute. Ich will es Ihnen erzählen…“

Nach Beendigung meiner „Anamnese“ waren die Kollegen sehr still. Grillo: „Hm, so ein Zufall, gibt’s denn so etwas überhaupt bei einem so alten Menschen, seltsam, seltsam. Das muß doch wohl ein ganz dummer Zufall gewesen sein?! Und genau auf den Monat und genau ein sexueller Konfliktinhalt, natürlich, die allererste Liebe, wenn das nicht sexuell ist! Und bis heute hält das immer noch an? Aber, Herr Hamer, das kann eigentlich doch nur ein riesengroßer Zufall sein, sonst wäre ja alles

verkehrt, was wir bisher in der Medizin gemacht haben! Das kann ich einfach nicht glauben!“

Hamer: „Herr Grillo, wir hatten notiert, daß der Zufall eine Wahrscheinlichkeit von 1:10 000 000 und weniger haben würde. Sie sollten mir jetzt freundlicherweise schriftlich attestieren, daß mein System eine Wahrscheinlichkeit von 10 000 000:1 hat. Bitte tun Sie das! Ich werde es vom Chef gegenzeichnen lassen. Der Chef selbst hat den Testfall bestimmt. Es ist nun nicht mehr als die billigste Pflicht der Kollegen, mir zu attestieren, was die Wahrheit ist: daß mein System und die EISERNE REGEL des KREBS eine absolute Gesetzmäßigkeit enthält, die nach reproduzierbarer Verifizierung an mehr als 500 Fällen nach kausallogischen Denkregeln der Schulmedizin als bewiesen angesehen werden muß.“

Grillo: „Ich muß schon sagen, daß es mich frappiert. Der Fall erscheint jetzt auch sonnenklar. Seltsam, daß die Patientin dem Chef und uns nichts davon erzählt hat. Wir haben sie doch gefragt, ob sie in den letzten zwei Jahren irgendwelche Konflikte gehabt hat.“

Hamer: „Sie hat ja auch mit niemandem Konflikte gehabt, nicht einmal mit dem heißgeliebten Toten, ihrem Ehemann. Die Diskrepanz zwischen erster himmlischer Liebe und Tod, Zweisamkeit und Einsamkeit war ihr Konflikt, eine Julia mit 83 Jahren. Man braucht als Arzt ein bißchen Güte, um einen anderen armen Menschen zu verstehen, Herr Grillo! Was hatten Sie mir noch vom Chef zu sagen?“

Grillo: „Nein, das entfällt jetzt, das heißt, ich weiß nicht, was der Chef jetzt machen wird. Ich kann es einfach noch nicht glauben.“

Hamer: „Herr Grillo, dann können wir uns jetzt nur noch theologisch weiter unterhalten über den Glauben im Allgemeinen und über Ihren Unglauben im Besonderen. Aber auf dem Gebiet der nach kausallogischen Denkkategorien ausgerichteten naturwissenschaftlichen Medizin sind Sie für mich kein Gesprächspartner mehr.“

Der Professor Semm erfuhr von diesem furchtbaren „Reinfall“ noch am gleichen Abend. Da es sich um eine Professorin handelte, konnte man auch nicht sagen, der Hamer habe sie beschwatzt oder etwas in sie hineingefragt. Denn welche Professorin würde etwas „in sich hinein“ fragen lassen. Dem Professor Semm wurde die ganze Geschichte nun noch unheimlicher. Deshalb bestellte er mich am nächsten Morgen gleich zu sich und sagte: „Wie dem allem auch sei, es gäbe für ihn nichts als Schwierigkeiten in der Sache und ich müsse sofort verschwinden, beziehungsweise mit meinen Untersuchungen aufhören. Er werde mir auch auf gar keinen Fall etwas attestieren, und wenn ich noch hundert solcher Fälle hätte, das bringe alles nur Schwierigkeiten!“

Ich sagte ihm: „Herr Professor Semm, ich glaube, Sie sind sich nicht darüber im Klaren, was Sie tun. Die Verantwortung für das, was Sie da eben machen, könnten Sie gar nicht tragen, wenn Sie wüßten, was Sie da tun. Aber wenn ich recht habe mit meinem System, – und die Wahrscheinlichkeit ist unendlich groß – dann werden Sie sich zum Gespött machen für alle Mediziner dieser Welt.“

  1. Verlauf:

Der Konflikt ist hochaktiv. Die Patientin sagt, sie träume davon fast jede Nacht. Es sei einfach das Zentrum ihres Lebens, um das ihre Gedanken kreisen.

  1. Bemerkung:

Ich habe bei meinen bisherigen 500 Fällen nur ein einziges Mai einen Menschen so erschüttert erlebt, aber auch so dankbar, daß sie erstmals einen Menschen gefunden hatte, bei dem sie sich „aussprechen“ konnte.

  1. Prognose:

Ist bisher noch nicht abschätzbar. Die Pat. gehört in eine qualifizierte psychotherapeutische Behandlung.

  1. Therapievorschlag:

Einzig Psychotherapie eines sehr qualifizierten Psychotherapeuten. Stilllegung der Ovarien durch Radium- oder Rö-Bestrahlung dürfte in diesem Fall nichts mehr bringen, da man davon ausgehen kann, daß die Ovarien in diesem Alter ohnehin hormonell stillgelegt sind.

  1. Hamer-Syndrom und EISERNE REGEL des KREBS:

Sowohl das DIRK-HAMER-SYNDROM (dramatisch, auf die Stunde datierbar, gänzlich räumlich und sozial isoliert) als auch die beiden restlichen Kriterien der EISERNEN REGEL des KREBS sind exakt erfüllt. In diesem Fall war vorher eine Wahrscheinlichkeit berechnet worden von ca. 10 000 000:1. Also nur unter 10 Millionen Fällen mit Collum-Ca und im Alter von 83 Jahren hätte es „zufällig“ eine solche Kongruenz mit der EISERNEN REGEL des KREBS geben können!

21.10.2001

P.S.:

Damals wußte ich noch nicht zwischen Rechts- und Linkshändigkeit zu unterscheiden. Diese Patientin muß linkshändig gewesen sein. Sie hat diesen Konflikt als Revierkonflikt mit sexuellem Inhalt erlitten, auf der linken Hirnseite.

Aber ein Revierkonflikt dieser Stärke bei einer 83jährigen alten Dame (Collum-Ca Stadium III) habe ich unter mehr als 30 000 Fällen nicht gesehen. Der konnte nur sexuellen Inhalts sein.

Ich versichere ehrenwörtlich, daß dieses Protokoll am gleichen Tag verfaßt ist, als ich aus der Kieler Univ. Frauenklinik wegen Stimmigkeit der Eisernen Regel hinausgeworfen wurde. Ich hatte dort hospitiert. Kein Wort ist hinzugefügt, kein Wort weggelassen. Nach bestem Wissen sind die Abläufe wahrheitsgemäß berichtet. Es war der Lieblingsfall meines Freundes, des Grafen Antoin D’Oncieu, der sich, wie er sagt, den „Fall 40″ mindestens lOOmal durchgelesen hat.

Da die alte Dame wohl bald 20 Jahre tot sein dürfte, gerät die Nennung ihres Vornamens zu ihrer Ehre und ist keine Verletzung des Arztgeheimnisses.

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