Wir sind nicht allein!

Übersetzungsseite des Kapitels „Nacht der Entscheidung“ aus dem Buch von Günther Schwab „Der Tanz mit dem Teufel“, das hier vollständig abgelegt ist: https://archive.org/details/LEBENSWILLE . Der Text konnte nicht auf die automatische Übersetzung ins Englische angepaßt werden, weil er, als Zitat, original bleiben mußte!

Text:

DIE NACHT DER ENTSCHEIDUNG
Der Satan schaltete an der Sprechanlage. „Versammlung!“ rief er. Dann setzte er sich in seinem breiten Polstersessel zurecht und sah mit einem triumphierenden Schmunzeln von einem der Menschen zum anderen.

„Wir sind am Ende unseres Lehrkurses, meine Freunde. Ich habe die Karten aufgedeckt. Sie wissen nun alles, beinahe alles.

Damit sind Sie meine Mitwisser geworden, meine Komplicen, wenn ich so sagen darf, Sie sind des Teufels geworden, noch ehe Sie sich mir verschrieben hatten. Sie werden begreifen, daß ich nichts umsonst tue. Es bleibt uns nur noch, den letzten formellen Akt unserer Verbrüderung zu vollziehen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, wie Sie sich entscheiden werden.

Sie haben gehört und gesehen, wie ich und meine Mitarbeiter die Offensive gegen den Menschen planmäßig vorwärtstragen. Ich bereite meine Maßnahmen langsam vor, aber ich vergesse nichts! Es bleibt keine Lücke. Ich habe die Hand voller Trümpfe. Sticht die Atomreaktion nicht, so sticht die Chemie. Sollte die Menschheit sich aus der tödlichen Umstrickung der Giftmischer befreien, so droht ihr der Hunger. Wenn sie sich etwa auf die Rettung von Wasser, Boden und Bauerntum besinnen sollte, so bringe ich sie mit meinen tausend anderen Mittelchen um, die ich dafür bereit habe. Die Menschheit ist verloren. Und ich lasse sie singend und sorglos auf dem Vulkan tanzen.“

„Was sollte sie auch anderes tun angesichts der Ausweglosigkeit der Lage?“ fragte Alfred.

„Sage das nicht!“ entgegnete das Mädchen. „Was jeden Tag eintreten kann trotz aller teuflischen Bemühungen, ist, daß einer kommt, der die Kraft hat, die Menschheit aufzurufen . . . “

Der Teufel winkte geringschätzig ab. „Ich würde ihn mit allen meinen Machtmitteln als Narren, als Verbrecher, als Menschenfeind anprangern, und der von mir gelenkte Mob würde ihn lynchen. Keine Sorge, meine Freunde! Die Welt ist mein, und die Menschheit gehört mir!“

„Nein!“ Plötzlich stand der Dichter Sten Stolpe inmitten des Raumes, mit aufgehobenen Armen. „Nein!“ schrie er, und noch einmal: „Nein!“

Verwundert maß ihn der Boß und hatte ein bösartiges Lächeln. „Der Dichter wird hysterisch“, bemerkte er sachlich.

Sten ließ die Arme sinken. Schlicht und aufrecht stand er, ein Mensch gegenüber der Macht des Bösen.

„Keine Dummheiten, Sten!“ beschwor Bob. „Wer sich weigert, verläßt nie mehr dieses Haus!“

„Mach’ dich und uns nicht unglücklich!“ rief der Techniker dem Dichter zu.

Im Innersten aufgerufen, voll Angst und doch beglückt, sah das Mädchen auf Sten Stolpe.

Der Boß hatte Versammlung befohlen, und aus offenen und verborgenen Türen, durch das geheimnisvolle Transparent der Stirnwand, strömten die Dezernenten herein, die Mitarbeiter, die Unterteufel. Sie scharten sich um den Satan, stellten sich im Halbkreis hinter ihm auf. Da stand der sympathische Mondo in erster Reihe, der Stinkteufel neben ihm, der unscheinbare Eiw, der ordinäre Soft, die Lärm-, Freß- und Karstteufel, der dicke Dust, der Hungerteufel, der Dummteufel, die Giftteufel und alle die anderen, die in den vergangenen drei Tagen ihre Berichte erstattet hatten. Und, nicht zu vergessen und zu übersehen: Murduscatu, der Teufel mit dem Totenkopf.

Sten sah von einem dieser kalten, verschmitzten, belustigten oder drohenden Gesichter zum anderen. Er war ganz ruhig geworden. Klar und deutlich sagte er noch einmal:

„Nein!“

„Was heißt hier ,Nein‘?“ fragte der Teufel scharf.

„Sie mögen alle Bezirke des Lebens verteufelt haben: Solange in Millionen reiner Menschenherzen die Liebe, die Güte, die fromme Sehnsucht lebendig sind, hat der Satan kein Recht auf die Welt!“

Der Teufel lachte vor sich hin. „Die Liebe, Güte und fromme Sehnsucht stellen sich gern in den Dienst der sogenannten Humanität. Unter dem Deckmantel der Humanität aber habe ich Gewalttat, Lüge und Geschäft auf die Throne der Welt gesetzt, und wehe dem, der sie zu demaskieren wagt!“

„Es bedarf nur eines Gedankens, eines Wortes, einer Tat, um den Teufel zu entmachten!“

„Zum gesunden Gedanken sind die Menschen zu krank, zur befreienden Tat zu schwach geworden. Das wahre Wort verstehen sie nicht mehr!“

„In allen Wesen lebt die verborgene Wahrheit. Sie steht vor den Augen. Man muß der Menschheit helfen, die Wahrheit zu finden!“

„Nichts ist gefährlicher als das! Ich habe die Wahrheit totgemacht.“

„Wir wissen nun, worauf der Satan seine Herrschaft begründet hat: auf Überheblichkeit und Habgier!“

„Was haben Sie dagegen zu setzen?“

„Bescheidung und Ehrfurcht!“

„Bescheidung übt nur der Weise, Ehrfurcht fühlt nur der Große. Die Massen sind der Größe so fern wie der Weisheit! Die Menschen werden Sie steinigen, ehe Sie noch drei Sätze gepredigt haben!“

Bob Harding, der Journalist, mengte sich ein. Er war ein Mann des Teufels und hatte sich zu den übrigen gesellt, an das Ende der Versammlung. „Du Narr!“ rief er. „Meinst du etwa, du könntest auch nur einen Menschen gewinnen mit einem Programm für ein Leben in Hunger und Lumpen? Versprich ihnen Reichtum ohne Arbeit, Fraß, Völlerei, Wohlleben und Entartung, und sie werden dich preisen und dir nachfolgen!“

„Die Seligkeit des Atmens und die Erfüllung eines Lebens sind unabhängig vom Reichtum. Braucht ein Baum einen Schatz unter der Wurzel, um zu blühen? Braucht der Vogel ein goldenes Nest, um zu singen? Wollt ihr behaupten, es könne nur der Gemästete glücklich, nur der Reiche gut sein, nur der Entartete lieben, nur der Sklave menschlich fühlen?“

Rolande wandte sich Sten zu: „Die Schuld des Menschen ist unermeßlich und beinahe unsühnbar! Warum hat der Schöpfer sie zugelassen?“

„Die Natur ist geduldig und von unendlicher Güte! Sie hat uns Zeit zur Besinnung und Umkehr gelassen. Statt dessen sind wir den Weg des Untergangs weitergeschritten. Oh!“ rief er dann plötzlich, „warum bin ich verflucht, ein Mensch zu sein? Wäre ich ein Tier, ein Baum, ein armseliger Wurm nur, ein Grashalm neben dem Weg! Was hilft uns das Menschsein, wenn wir dafür sterben müssen? Alle Erkenntnis wiegt doch das Leben nicht auf!“ „Ihr seid Menschen, und das Übergehirn zieht euch hinab!“ erwiderte der Satan.

Sten wandte sich seinen Freunden zu. „Rolande! Alfred! Bob! Wir haben es doch noch, das Leben, wir sind doch noch da! Und wer wagt es, vom verlorenen Paradies zu sprechen? Noch wird die Erde grün, noch summen die Bienen im Lindenbaum, noch sprechen die tausend Wunder der Schöpfung zu uns! Wir müssen das Leben suchen, wir müssen es rufen!“

Der Teufel: „Ich habe den Menschen eingeschläfert.“

„Wir werden ihn wecken!“

Der Teufel lachte. „Gegenüber einem Gegner, der zur Vernichtung entschlossen ist, hilft nur das Argument der stärkeren Bataillone! Die unbesiegbaren Streitmächte des Geldes werden jeden vernichten, der ihnen das Geschäft verderben will.“

„Die Zahl der Opfer ist größer als die der Nutznießer.“

„Jeder Mensch ist für den Augenblick Nutznießer des Unterganges. Keiner wird verzichten wollen!“

„Ich werde rufen, und Millionen werden auf mich hören!“

„Es wird den Tod von Millionen zur Folge haben, und der Haß der Verblendeten wird den Rufer verschlingen!“

„Vielleicht werden sie sterben müssen, damit die Menschheit zum Leben zurückkehrt, zum wahren Leben! Das Überleben eines edlen Paares würde hinreichen zur Begründung einer neuen Menschheit!“

„Laden Sie die Massen immerhin zum freiwilligen Opfertod zugunsten der Überlebenden ein, Herr Stolpe!“ spottete der Boß. „Ich meine, daß sich nicht ein einziger findet, der Ihnen folgt! Und stünden Millionen auf, die umkehren wollten angesichts der unabwendbaren Katastrophe, die sie selber verschuldet haben, es hülfe nichts mehr. Ich führe die Gewalten der Vernichtung geschlossen und wohl organisiert gegen den Menschen. Von allen guten Geistern verlassen, steht er am Ende verloren und allein.“ „Allein?“ fragte Sten, und es war wie eine Frage an sich selbst. „Allein, sagen Sie? Wir sind nicht allein . . . “

Plötzlich stand Rolande neben Sten, bleich, entschlossen, tapfer. Ihr Herz pochte, und sie hielt die Hand auf die Brust gedrückt, wo sie unter dem Kleid das gesegnete Korn spürte, das Geheimnis des Lebens, unzerstörbar über die Zeiten hinweg. Ihr Blick flackerte. „Wir sind nicht allein!“ sprach sie. „Hinter uns steht Gott!“ „Nennen Sie diesen Namen nicht!“ brüllte der Boß und fuhr auf. Die Versammlung der Teuflischen bewegte sich wie unter dem Anprall einer furchtbaren Gewalt.

„Und ihr glaubt, ihr Wahnsinnigen, daß er euch helfen wird, er, der täglich tausendfach erniedrigt, verleugnet und verleumdet, beleidigt und bespien ist durch jeden eurer Gedanken, durch jedes Wort, durch jede Regung eurer vergifteten Herzen, durch jede eurer Handlungen, durch eure ganze verdrehte, verdorbene und verfluchte Welt; ihr meint, daß ihr von ihm etwas zu erwarten habt? Sagte ich euch nicht, daß der Chef den Stab über euch brach, daß er es war, der mir den Auftrag erteilte, euch zu vernichten, weil ihr gegen sein Gesetz verstoßen habt? Es ist sein Wille, daß die Mißgeburt vertilgt werde. Ihr wollt euch gegen diesen Willen wenden und hofft, daß er euch darin beistehen wird?“

„Gott wird uns helfen!“ sprach Sten.

„Noch einmal dieses Wort, und ihr fahrt zur Hölle, elende Würmer!“ schäumte der Teufel.

Sten richtete sich auf und sah dem Boß in die wutentstellte Fratze. Es wurde ihm bewußt in diesem Augenblick, daß er nicht furchtlos war. Dennoch oder eben deswegen sprach er überlaut und entschlossen: „Noch einmal und tausendmal den Namen Gottes, verfluchter Dämon! Gott, Gott, Gott wird uns helfen!“ Es war wie eine Beschwörung, ein Hilferuf, ein Rettungsanker.

Der Teufelshaufen um den Boß verwandelte sich in eine Meute wilder, zähnefletschender Tiere, die Miene machten, sich auf die zwei Menschen zu stürzen, mit krallenden Händen, und der Boß feuerte sie noch an: „Faßt sie! Schlagt sie! In die Kammern mit ihnen!“

Um Sten und Rolande her quirlte ein Teufelstanz von Haß­ erfüllten, heulenden Dämonen, die dennoch eine unsichtbare Grenze nicht zu überschreiten vermochten. Der Boß drückte zehn Klingelknöpfe zugleich, und aus allen Ecken und Nischen des Raumes quollen neue Scharen von Teufelsgelichter, kamen heran, steigerten das Irrsinnsgewühl. Rolande und Sten waren inmitten, umschlangen einander eng, voll Angst.

Das Mädchen sank auf die Knie, Sten aber stand und hob bittend die gebreiteten Arme gegen den Himmel: „Ist es denn wahr, allmächtiger Gott, daß Du uns verlassen hast, weil wir Dich verlassen haben? Ist es denn wahr, daß Du uns verurteilt hast, weil wir irrten? Ja, wir bekennen es: Wir haben die Gesetze des Lebens mit Füßen getreten. Wir haben Deine Schöpfung verhöhnt mit jedem Geschehen unserer entarteten Welt. Wir haben ihrer Weisheit und Liebe gespottet. Wir haben das Not wendende Leid verabscheut und bekämpft, das doch eingesetzt ist zur Erhaltung der Welt. Wir sind zu Feinden der Natur geworden, obwohl sie aller Lebendigen und also auch unser Freund ist von Anfang der Welt. Wir haben uns für besser gehalten als das beste ihrer Geschöpfe und sind die letzten und elendsten ihrer Geschöpfe geworden durch eigene Schuld. Wir haben die Hand ausgestreckt, um Dir die Herrscherkrone vom Haupt zu nehmen, und wir haben uns angeschickt, uns auf Deinen Thron zu setzen.“

Stumm hatte Rolande jedes Wort nachgesprochen, die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt. Jetzt hob sie den Blick, als wollte sie den Schöpfer suchen in den Weiten eines Himmels, der nicht zu sehen war. „Höre uns, allmächtiger Gott!“ rief sie, „höre uns!“

Sten fuhr fort: „Wir bekennen demütig und voll Reue: wir sind schuldig geworden und haben den Tod verdient, der nach dem ewigen Gesetz über uns kommt als eine Handlung der Gerechtigkeit. Selbst in unserem Untergang ist die Güte der Schöpfung lebendig, da sie den Frevler austilgt, damit das Paradies wiederhergestellt sei. Weil wir dies erkennen, sind wir bereit, zu sühnen und die Vollstreckung des Urteils auf uns zu nehmen ohne Murren. Aber da Deine Allmacht die Liebe ist in allem und jedem, so wissen wir, daß sie uns wieder in ihre Obhut nehmen wird, wenn wir uns besinnen und wenn wir umkehren, um bescheiden uns einzuordnen in die Reihe der Lebendigen, um den Platz zu suchen, den sie uns angewiesen hat, und den keines verlassen darf bei Strafe des Todes.

Wir bekehren und wir unterwerfen uns. Gehorsam wollen wir heimkehren an die ewigen Quellen des Lebens, die wir verachtet haben. Wir wollen rein sein. Wir wollen still sein, wir wollen arm sein, wir wollen echt sein. Mit Deiner Güte und mit Deiner Hilfe wollen wir versuchen, das einfache und wahre Leben wiederzugewinnen. Brüder wollen wir sein alles Lebendigen, vom Grashalm bis zum Tier. Heiligen wollen wir Dich, indem wir Deine göttliche Schöpfung heiligen. Wir bitten Dich, uns zu verzeihen und uns wieder aufzunehmen in die Gemeinschaft der Lebendigen, aus der wir uns hochmütig ausgeschlossen haben. Wir wollen der Ungerechtigkeit abschwören und zur Gerechtigkeit zurückkehren. Und wir wissen, daß Du uns verzeihen wirst, denn Deine Güte und Deine Liebe zu allem Gerechten sind grenzenlos.“

Während die zwei Menschen beteten, hatte der tolle Teufelsreigen aufgehört. In ohnmächtiger Wut sich windend, krochen die Teufel in den Winkeln umher, lang ausgestreckt und zuckend lag der Boß auf der Höhe des unheimlich sich regenden Haufens, mit dem breiten wulstigen Mund mühsam nach Luft schnappend. Nur Murduscatu, der Teufel mit dem Totenkopf, hatte sich bislang

aufrecht erhalten. Nun aber sank er steif vornüber, schlug hart auf den Boden, und sein Knochenschädel löste sich und rollte holpernd durch den Raum.

„Allmächtiger Gott!“ sprach Sten weiter. „Verzeihe uns und stehe uns bei in der größten Not unseres Daseins! Wir wollen dem Leben dienen. Wir sind in Deiner Hand, und wir wissen, daß nichts geschieht ohne Deinen weisen und ewigen Willen. Gib uns eine Frist, uns zu bewähren! Wir wollen die Werke des Teufels zerstören auf dieser Welt. Wir wollen den Apfel, den wir vom Baum stahlen gegen Dein Verbot, zurück in Deine Hände legen. Nimm, was Dein ist, und vergib uns unsere verbrecherische Schuld! Herr, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser!“

„Herr, erbarme Dich unser!“ sprach Rolande nach.

Plötzlich machte ein Donnerschlag das riesige Teufelshaus und die Erde erzittern. Der Boden unter den Füßen begann zu schwanken. Der millionenfache Schrei einer gequälten Menschheit erhob sich aus der Tiefe. Die Mauern barsten, Rauch und Flammen hüllten die Welt ein. Dann sank das ganze gewaltige Bauwerk des Teufels mit einem betäubenden Donnergrollen in sich zusammen.

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